Vor kurzem meldete ein Vater seinen Sohn bei mir an. Mathe sei das besondere Problem, aber es wurde auch eine Lese-Rechtschreibschwäche diagnostiziert.
Wenn die Kinder zu mir kommen, lasse ich mir immer vorrechnen. Viele Eltern sagen: „Mein Sohn kann rechnen, aber es dauert so lange.“ Da ahne ich meistens schon, woran es liegt und fast immer bestätigt sich mein Verdacht.
„Mein Sohn hat bereits eine Lerntherapie besucht.“
Seltsam nur, dass er sehr umständlich rechnete! Also fragten wir ihn, was er denn dort gemacht habe. Er übte den laufenden Stoff und bekam Hilfe bei den Hausaufgaben. Die Rechenwege bekam er nicht gezeigt.
Das ist keine Lerntherapie!
Was unterscheidet nun eine Lerntherapie von einer Nachhilfe?
Ein Nachhilfelehrer macht mit dem Kind die Hausaufgaben.
Als Lerntherapeutin informiere ich die Eltern und Kinder darüber, dass es wenig sinnvoll ist, Hausaufgaben zu machen.
Dabei geht wertvolle Zeit für das eigentlich Notwendige verloren.
Wenn die Kinder kommen und erzählen, sie hätten die Hausaufgaben nicht verstanden und wären verzweifelt, dann erkläre ich die Aufgaben. Damit das Kind Hilfe für zu Hause hat, notiere ich die Rechenwege oder Beispiele und gebe sie dem Kind mit.
Die Nachhilfe übt mit dem Kind für Klassenarbeiten.
Das ist keine Aufgabe für eine Lerntherapeutin, auch das ist in der Regel Zeitverschwendung. Eine Lerntherapie legt das Augenmerk auf die langfristige Verbesserung der Leistungen, nicht aber auf einzelne Noten.
Die Nachhilfe übt mit dem Kind den laufenden Unterrichtsstoff.
In der Lerntherapie wird zunächst überprüft, wie der Stand des Kindes ist und das Kind wird genau dort „abgeholt“.
Beispiel: Ein Kind der 3. Klasse kann nicht ohne Finger rechnen, auch nicht die Zehnerzerlegung und kennt sich nicht im Hunderterbereich aus. Wie soll dieses Kind dann im Tausenderbereich rechnen? Jeder Versuch wird in noch mehr Frust enden!
Ein Lerntherapeut beginnt deshalb mit der Zehnerzerlegung, zeigt, wie die Hundertertafel funktioniert und übt mit dem Schüler, sich dort problemlos zu orientieren. Dafür nutzt er auch viele Hilfsmittel, die meistens in der Schule zu wenig/kurz oder gar nicht genutzt werden. Vor allem gehen wir in der Therapie erst im Stoff weiter, wenn die Grundlagen beherrscht werden.
Im Fach Deutsch bedeutet das, dass zunächst alle Buchstaben und Laute sitzen müssen, der Umgang mit Silben sicher ist, bevor mit dem Vermitteln der Strategien und Regeln begonnen wird.
Der Nachhilfelehrer betreut meistens mehr als 4 Schüler gleichzeitig in einer Nachhilfestunde, oft genug wesentlich mehr!
Der Lerntherapeut betreut in der Regel nie mehr als 2 Schüler gleichzeitig, meistens sind es Einzelbetreuungen.
Ich persönlich übe fast immer mit 2 Schülern gleichzeitig. Warum? Weil fast alle Schüler das besser finden. Da ich jede Stunde mit den Schülern spiele, denn für jedes Thema habe ich spezielle Spiele erfunden, macht das natürlich mit anderen Kindern mehr Spaß. Außerdem unterstützen sich die Schüler moralisch gegenseitig, trösten sich oder berichten von ihren eigenen Fortschritten.
Die Lehrer bei der Nachhilfe arbeiten in der Regel nur sporadisch mit den Eltern zusammen.
Während der Lerntherapie betreut und berät der Lerntherapeut intensiv die Eltern der Schüler. Diese können sich bei Problemen direkt an den Lerntherapeut wenden und jederzeit Gesprächstermine vereinbaren. Wenn es notwendig ist, gehe ich mit den Eltern in die Schule zu Eltern-Lehrer-Gesprächen. Der Kontakt zum Elternhaus und zu den Lehrern ist sehr wichtig. Alle sollten in einem Boot sitzen, dann ist die Therapie am wirksamsten und effektivsten.
Ich bereite jede Stunde explizit vor! Jeder Schüler hat seinen eigenen Lernweg, keine Therapie gleicht der anderen. Warum? Weil jedes Kind anders ist, einen unterschiedlichen Entwicklungsstand hat, langsamer oder schneller ist und unterschiedliche Probleme hat. Wichtig ist, als Therapeut dem Kind mit viel Geduld und Verständnis zu begegnen und der festen Überzeugung, dass es das schaffen kann!
Es gibt vielleicht noch andere Unterschiede – dies sind für mich die wichtigsten!
Nachhilfe | Lerntherapie |
macht Hausaufgaben | keine Hausaufgabenbetreuung |
lernt für Klassenarbeiten | langfristiges Lernen |
laufender Unterrichtsstoff wird geübt | Erarbeitung der Grundlagen und des Regelwissens |
4 und mehr Schüler pro Stunde | höchstens 2 Schüler pro Stunde |
wenig Elternarbeit | intensive Elternarbeit und Zusammenarbeit mit der Schule |
Jedes Kind geht seinen eigenen Weg, jede Therapie ist anders, individuell! |
Neueste Kommentare