Was zeitgemäßes Lernen ist, darüber streiten heute natürlich viele. Zu jedem Thema gibt es viele Meinungen. Ich möchte kurz erklären, was für mich wichtig ist.
Digitales Lernen?
Zeitgemäßes Lernen wird von vielen mit dem digitalen Lernen gleichgesetzt oder zumindest verbunden. Es wird viel über digitales Lernen gesagt und geschrieben, wie wichtig es sei. Ich stehe diesem Thema teils skeptisch, aber auch positiv gegenüber. Klingt komisch? Nein, durchaus nicht.
Ich bin gegen zu frühes digitales Lernen. Kinder lernen am besten in ihrem sozialen Umfeld, am Vorbild, durch miteinander sprechen, spielen, vorlesen und viele andere Tätigkeiten. Es gibt inzwischen viele Studien und Artikel, die belegen, wie schädlich zu frühe Mediennutzung ist.
Auch in der Schule sollte das Forschen, Spielen und Lernen nicht ausschließlich über die digitalen Medien erfolgen.
Zeitgemäßes Lernen ist reich an Möglichkeiten
Zeitgemäßes Lernen ist so viel mehr! Zum Beispiel auch die Erkenntnis, dass es weiterhin sehr wichtig bleibt, das richtige Schreiben, das Lesen und das Rechnen zu erlernen. Es ist gefährlich zu denken, man könne sich irgendwann ja auf den PC verlassen.
Leider haben heutzutage viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit diesen so wichtigen Kompetenzen Probleme. Irgendwann gibt sich so mancher auf und denkt, dass er es nie lernen wird.
Das stimmt aber nicht: Jeder kann es lernen!
Das Internet als Quelle des Lernens?
Was mich immer stutzig macht, dass das Internet als Lernquelle noch viel zu wenig genutzt wird. Es gibt inzwischen so viele tolle Methoden, mit denen das Lernen einfacher gemacht werden kann. Das Internet ist voll davon! Diese kommen aber nur langsam in der Schule und zu Hause an.
Das Problem ist wahrscheinlich, dass es da um Gewohnheiten geht. „Das haben wir schon immer so gemacht. So habe ich das auch schon gelernt.“
Wenn ich meine Schüler frage, ob sie denn auch mal bei YouTube nachschauen, dann verneinen sie ganz oft.
Kinder brauchen bei der Wahl der Lernmethoden die Unterstützung der Erwachsenen
Eltern muss ich oft überreden, mal diese oder jene tolle Methode anzuwenden. Sie sind ungewohnt, bieten aber ungeahnte Möglichkeiten. Sie lassen ihre Kinder damit alleine. So funktioniert das aber nicht. Erst wenn die Kinder den Nutzen selbst erkannt haben und ab einem gewissen Alter, erst dann werden sie diese Methoden selber übernehmen. Vorher brauchen sie die Unterstützung der Erwachsenen – der Lehrer und Eltern. Immer wieder anwenden, immer wieder nutzen, immer wieder üben – das bringt den Erfolg!
Ein Beispiel: Die Wörter mit f/F und v/V zu unterscheiden, das ist sehr schwierig. Deshalb nutze ich eine Bild-ABC-Liste, angelehnt an die Loci-Methode. Die Schüler lernen so recht schnell, 52 Wörter mit V zu schreiben. Wenn wir damit beginnen, erkläre ich ihnen, welche Vorsilben es gibt, wie sie damit die Wörter mit v/V erkennen und übe noch einige schwierige Wörter wie viel/fiel. Die Schüler lernen so recht schnell und effektiv, diese Wörter zu unterscheiden.
Ähnlich gehe ich bei den Wörtern mit einem Dehnungs-h vor. Mit sehr jungen Grundschülern nutze ich diese Methode für die Unterscheidung von i/e und u/o. Die Kinder staunen selber, wie schnell sie sich die Wörter merken können und haben Erfolgserlebnisse, die sie richtig puschen.
Es gibt noch so viele andere Methoden, die sehr leicht anwendbar sind. In Mathematik zum Beispiel nutze ich auch Bilder, um die Zehnerzerlegung zu automatisieren. Meine Schüler brauchen oft nur 10 Minuten, um die Zehnerzerlegung endlich zu automatisieren. Das mache ich auch mit Schülern der 8 und 9 Klasse und mit Erwachsenen.
Unterricht via Zoom?
Viele stehen auch den neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet, sehr skeptisch gegenüber. Unterricht via Zoom? Das soll gehen? Ja, das geht und ist wunderbar. Ich kann eine Tafel aufrufen, auf der mein Schüler oder ich schreiben können, wir können gemeinsam Arbeitsblätter bearbeiten, ich kann meinem Schüler zeigen, was auf meinem Bildschirm ist. Wir spielen sogar, um die Stunde auflockern zu können. Die Möglichkeiten, die wir heute haben, sind genial. Ich habe 20 Jahre lang darauf gewartet. Das ist für mich auch zeitgemäßes Lernen.
Die Möglichkeiten zur Fortbildung
Auch die Möglichkeit zur Fortbildung ist grenzenlos. Ich organisiere seit 3 Jahren LRS-Kongresse (Thema: Lesen-Schreiben-Rechnen, wie das Lernen leichter gelingen kann.) Dieser Kongress findet nur im Internet statt, niemand muss sein zu Hause verlassen, ein Hotel buchen, irgendwohin fahren. Der Kongress kommt direkt nach Hause. Ich wollte schon immer einen Kongress durchführen, um über Lernprobleme aufzuklären. Doch ich habe vor großen Problemen gestanden, konnte keine Mitstreiter finden, keine Universität, denn ich bin selbstständig. Jetzt mache ich meinen eigenen Kongress – im Internet.
Zeitgemäßes Lernen ist für mich alles – die Nutzung der alten und neuen Möglichkeiten
Zeitgemäßes Lernen ist für mich alles – das Buch, das Lernen ohne und mit digitalen Medien, Spielen, neue Methoden, Entfaltung und Nutzung der Kreativität, das Finden neuer Möglichkeiten für das Lernen, freies Lernen und lernen in der Schule.
Unser Schulsystem ist noch weit davon entfernt, jenes Lernen zu bieten, das heute notwendig ist. Doch kann jeder jetzt schon, viel mehr nutzen, wenn er denn möchte und sich den Möglichkeiten stellt.
Bob Blume hat zu einer Blogparade aufgerufen: https://bobblume.de/2019/11/03/blogparade-zeitgemaesses-lernen-konkret-lernparade/
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