Der bessere Weg

Ein kleiner Junge, der auf Besuch bei seinem Großvater war, fand eine kleine Landschildkröte und ging gleich daran, sie zu untersuchen. Im gleichen Moment zog sich die Schildkröte in ihren Panzer zurück und der Junge versuchte vergebens, sie mit einem Stöckchen herauszuholen. 
Der Großvater hatte ihm zugesehen und hinderte ihn daran, das Tier weiter zu quälen. „Das ist falsch“, sagte er, „komm, ich zeige dir, wie man das macht.“
Er nahm die Schildkröte mit ins Haus und setzte sie auf den warmen Kachelofen. In wenigen Minuten wurde das Tier warm, steckte seinen Kopf und seine Füße heraus und kroch auf den Jungen zu. 

„Menschen sind manchmal wie Schildkröten“, sagte der Mann. 
„Versuche niemals jemanden zu zwingen. Wärme ihn nur mit etwas Güte auf und er wird seinen Panzer verlassen können. Das ist der bessere Weg.“

Verfasser unbekannt

Quelle: lichtkreis.at

Warum kann das Lernen für sensible und schüchterne Kinder zum Problem werden?

Sensible und schüchterne Kinder haben gemeinsam, dass sie große Angst davor haben, Fehler zu machen, aufzufallen. Sie haben Angst davor, den Erwartungen anderer nicht gerecht werden zu können und sind aus diesem Grund oft sehr passiv im Unterricht. Sie bleiben lieber stumm, wollen nicht auffallen, bleiben so hinter ihren Möglichkeiten zurück und werden oft verkannt.

Sensible und schüchterne Kinder haben feine Antennen für Kritik

Ein weiteres Problem ist, dass sie empfindlich für Kritik sind und sehr schnell an sich selbst zweifeln. Aber schauen wir doch mal genau in die Schule hinein, dann beginnt das Problem bereits mit den Bewertungen. Sobald die Kinder in die Schule kommen, werden sie bewertet und ernten im schlimmsten Fall fast täglich Kritik.
Vera Birkenbihl erklärte mit ihrem Lernberg, ab wann theoretisch Kritik, Bewertungen beim Lernen beginnen dürften:

Lernberg nach Vera Birkenbihl

Lerneinsteiger vertragen definitiv keine Kritik. 

Gerade in der Schuleingangsphase sind Spaß, Spiel, Spannung, und vor allem positive Bestärkung, notwendig. Das ist eindeutig der bessere Weg für das Lernen. Die Fortgeschrittenen vertragen ein wenig Kritik, nur der Meister verträgt viel Kritik.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft

In unserem Schulsystem werden die Kinder ab dem ersten Tag in der Schule an ihrer Leistung gemessen. Kinder mit Lernproblemen ernten oft Kritik und haben irgendwann mehr oder weniger Angst vor schlechten Zensuren, vor der Kritik des Lehrers, dafür im Unterricht vielleicht an die Tafel gehen zu müssen, vor der ganzen Klasse vorlesen zu müssen… . Das erzeugt Angst – die Angst vor Fehlern. Diese Angst erzeugt oft genug auch Bauchschmerzen, Kopfschmerzen … .

Wenn wir Angst haben, können wir nicht denken

Angst

Angst erzeugt Stress und beides gemeinsam blockiert den Bereich in unserem Gehirn, der für das Denken und Lernen verantwortlich ist. Tatsächlich erzeugt Angst immer einen Ausnahmezustand in uns – wir kennen das, wir schwitzen, sind nervös und wollen flüchten. So natürlich auch unsere Kinder. Nur mit dem Unterschied, dass sie noch nicht genau wissen, was mit ihnen geschieht und warum das so ist. Auf jeden Fall erschwert genau diese Angst den Kindern das Lernen, sie geraten schnell in einen Teufelskreis. Der wiederum führt dazu, dass die Kinder ihr Selbstvertrauen völlig verlieren können, sie sich deshalb auch nicht mehr anstrengen. Wer nicht an sich glaubt, gibt schnell auf.


Die Antennen der Kinder

Diese Kinder wissen genau, dass sie Probleme in der Schule haben, dass manche Lehrer hilflos sind oder verärgert oder denken, sie seien faul oder gar dumm. Und sie sehen auch in den Gesichtern der Eltern, dass diese sich Sorgen machen. Doch sie können die Sorgen nicht richtig interpretieren und denken schnell, dass die Eltern böse auf sie sind und vielleicht aufhören könnten sie zu lieben.

Deshalb sind die Gespräche und der Glaube an das Kind so wichtig

Wir Erwachsenen müssen also an unsere Kinder glauben, glauben, dass auch sie es schaffen und ihren Weg gehen werden. Es gibt heute viele Wege, um Schulabschlüsse zu machen oder nachzuholen.
Wichtig ist, den Druck herauszunehmen und den Stress zu lindern. Denn den haben die Kinder in der Schule schon ausreichend.


Stille Kinder haben es in der Schule besonders schwer

Stille und ängstliche Kinder haben es in der Schule oft besonders schwer, geraten oft in Schubladen, in die sie nicht hineingehören. In der Grundschule sind sie oft noch beliebt, da sehr still, sie fallen kaum auf. Aber auch hier gibt es bereits einige Lehrer, die kein Auge zudrücken, wenn es um die mündliche Leitung geht.
In der weiterführenden Schule sind diese Schüler oft unbeliebt, weil sie missverstanden werden: Er meldet sich nie, also hat er nicht gelernt, ist faul oder dumm. Leider passiert es vielen sehr ruhigen Schülern, dass sie falsch eingeschätzt werden.


Hilfe leisten, so früh wie möglich!

Sobald Sie merken, dass Ihr Kind/Schüler Probleme in der Schule hat, sollten Sie ihm jede Hilfe geben, die es braucht. So früh wie möglich, denn je mehr es verpasst, desto länger braucht es, um den Anschluss wiederzuerlangen. Und je früher dem Kind geholfen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein Selbstbewusstsein schnell gestärkt wird.